WIR waren
definitiv zu nah dran.
In der Nacht vom 31.08. auf den 01.09. versuchten wir, guter
Dinge schlafen zu gehen. Als wir uns also gegen 22 Uhr ins Bett legten, hörten
wir bereits entferntes Trommeln, inzwischen waren wir aber an die indische
Großstadt mit ihren vielen Geräuschen einigermaßen gewöhnt, so dass wir uns
keine weiteren Gedanken machten. Als ich dann gegen 22:30 Uhr aus meinem
Halbschlaf gerissen wurde, konnte ich zunächst nicht glauben, dass das wirklich
Trommeln waren. Als es innerhalb der nächsten Stunde immer lauter und lauter
wurde, beschloss ich, als ich das Gefühl hatte, dass der Lärm direkt vor
unserer Haustür war, nachzuschauen. Als ich also um halb zwölf im Schlafanzug
auf unserem Balkon stand, stellte ich fest, dass ich Recht hatte. Sie WAREN
direkt vor unserer Haustür. Und SIE waren ca. 7 Trommler, die einen Rhythmus
nach dem anderen anstimmten, ungefähr 15 Leute in orangener Kleidung, die wild
dazu tanzten, ein großes Auto, das Licht spendete und ein Anhänger, der von dem
Auto gezogen wurde. Auf dem Anhänger war eine riesige Ganesha Figur. Die Figur
war so groß, dass auf dem Anhänger auch einige junge Männer standen, die die
tiefhängenden Stromleitungen mit einem Holzstab nach oben hielten, so dass die
Figur nicht daran hängen blieb. Das Spektakel guckten Melanie und ich uns
einige Zeit zunächst fassungslos, dann interessiert und dann müde an, bis wir
beschlossen, dass wir noch einmal den Versuch starten könnten zu schlafen. Die
Feiernden waren eine Straße weitergezogen und somit war es ein klein wenig
leiser. Mit Ohropax und Kopfhörern bewaffnet, startete ich also gegen 1 Uhr
erneut den Versuch, zu schlafen, was mir glücklicherweise auch irgendwann
gelang. Am nächsten Tag fühlten wir uns beide ziemlich gerädert und die
unruhige Nacht hatte dafür gesorgt, dass die Erkältung, die ich zu diesem
Zeitpunkt ausbrütete, in ihrer vollen Pracht schlüpfte. Am nächsten Tag wurde
ich mit den Worten „You don’t look good in your face, you should go home.“ nach
Hause geschickt, wo ich die verpassten Stunden Schlaf der Nacht zuvor
nachholte.
Zwei Nächte später sahen wir bereits auf der Heimfahrt einen
Zug der Trommler und ahnten schlimmes. Vorsichtshalber drehte ich in dieser
Nacht die Lautstärke meines Hörbuchs auf und steckte mir zum Einschlafen
Ohropax und Kopfhörer in die Ohren, da wir beide die Befürchtung hatten, wieder
das gleiche erleben zu dürfen. Irgendwann nachts wachte ich also wieder auf,
hörte Trommeln und dachte mir nur „Oh nein, das ist jetzt nicht wahr, das
träumst du nur…“ drehte mich um und schlief überraschenderweise wieder ein. Als
ich am nächsten Morgen um 10 Uhr aufwachte, war ich total glücklich, zum ersten
Mal länger als bis 8 Uhr geschlafen zu haben und nicht von schreienden
Obstverkäufern auf der Straße geweckt worden zu sein. Als Melanie und ich dann
in der Küche standen, fragte ich sie, ob ich von den Trommlern nur geträumt
hätte, oder ob sie wirklich da waren. Eine Sekunde schaute sie mich ungläubig
an und erzählte mir dann, dass die Trommler in dieser Nacht um 1 Uhr angefangen
hatten und diesmal nicht in Orange, sondern in Blau unterwegs waren. Auch waren
sie wieder direkt vor unserem Apartment. Genervt hatte sie in dieser Nacht
beschlossen, mit ihrem Verlobten zu skypen, damit er sie ein bisschen von dem
Lärm ablenke, da sie wütend war und eh nicht schlafen konnte.
Ein paar Tage später erfuhren wir, warum diese ganzen
nächtlichen Feiern abgehalten wurden. Die Ganesha-Figuren werden nämlich alle
zu einem großen See gefahren, um dort weiter mit ihnen zu verfahren. Was an
diesem See passiert, erfahrt ihr aber in einem anderen Blogartikel.
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