Dienstag, 28. November 2017

Mein Zwischenseminar in Coimbatore

Vom 13.11-18.11 war ich auf dem Zwischenseminar in Coimbatore. Damals, als ich in Indien mein erstes Seminar hatte, schien mir das Zwischenseminar unglaublich weit weg, die 99 Tage bis dahin vergingen aber wie im Flug. Jetzt, am 21.11.2017, an dem ich diesen Beitrag verfasse, sind es noch 129 Tage, bis es für mich wieder zurück nach Deutschland geht. Zum einen erscheint mir das sehr lang, zum anderen bin ich mir aber sicher, dass diese Zeit schneller rumgehen wird, als die ersten Monate.

Zu dem Zwischenseminar sind wir von Pondicherry aus mit dem Schlafbus gefahren, eine weitere neue Erfahrung in meinem Leben. Obwohl ich zunächst nicht davon ausgegangen war, dass ich Schlaf finden wurde, schlief ich irgendwann gegen 23 Uhr ein und wachte um kurz vor 5 wieder auf, eine halbe Stunde vor unserer Ankunft. Schließlich am Busbahnhof von Coimbatore angekommen wurden wir eine Stunde später vom Fahrer der Organisation abgeholt, der uns zum KKID Gelände fuhr, wo wir die nächste Woche verbringen würden. Erschöpft schauten wir uns unsere Zimmereinteilung an und waren etwas verwirrt, da wir, im Gegensatz zu unserem Einführungsseminar, nicht mit dem Tandempartner in einem Zimmer waren, sondern jeder ein Zimmer für sich selbst hatte. Erschöpft von der Reise und der Uhrzeit beschlossen wir, uns da später am Tag drüber zu wundern und legten uns noch ein paar Stunden schlafen, bevor unser Programm schließlich startete.

Als Marlene mich schließlich weckte, schreckte ich aus meinem Schlaf hoch, zog mich grummelig an und ging in unseren Tagungsaal. Dort sah ich zum ersten Mal seit dreieinhalb Monaten meine Mitfreiwilligen wieder. Wir wurden alle von unserer indischen Koordinatorin Malathi und unsern deutschen Koordinatorinnen Andrea und Kirsten begrüßt, die genauso froh schienen, uns zu sehen wie wir sie. Den ersten Tag verbrachten wir damit, unsere NGOs und Projekte vorzustellen und uns untereinander auszutauschen. Auf meine Frage, warum wir alle in Einzelzimmern untergebracht wären, wurde mir geantwortet, dass es für uns vielleicht mal ganz schön wäre, ein paar Nächte alleine zu schlafen. Auch wenn ich inzwischen ja keinen Tandempartner mehr habe, kann ich diese Idee gut nachvollziehen und auch die anderen wirkten sehr glücklich mit der Möglichkeit, die Woche ein eigenes Zimmer zu haben.

Die nächsten Tage verbrachten wir mit Teambuilding Spielen, Ideen-Austausch-Möglichkeiten, Spielen, Gruppendiskussionen und generell ganz viel Austausch untereinander, egal ob projektspezifisch oder privat. Auch hatte jeder von uns ein Einzelgespräch mit Kirsten und Andrea, in dem wir über private Probleme, das Projekt, unsere Gesundheit, andere Themen bezüglich unseres Freiwilligendienstes oder auch einfach generell sprechen konnten.
Auch machten wir zwei Ausflüge, den einen in ein Dorf namens Anaikatti, das direkt an der Grenze zum Bundesstaat Kerala liegt und wir deswegen auch einen kurzen Abstecher nach Kerala machten. In dem Dorf bekamen wir Chai und verschiedenste indische Snacks und Süßigkeiten, von denen ich leider aber nicht probieren konnte, da ich die gesamte Woche mit Magen-Darm-Problemen zu kämpfen hatte.

Der zweite Ausflug ging in den Stadtkern von Coimbatore, wo wir zunächst ein bisschen Zeit hatten, uns umzuschauen, denen, die sie brauchten, eine Apotheke gezeigt wurde und Marlene und ich den bösen Fehler machten, in ein Schmuckgeschäft zu gehen, was wir beide nicht mit leeren Händen und Füßen verließen, da wir uns beide typisch indische Fußkettchen, Ohrringe und ich mir einen Nasenring kauften. Der krönende Abschluss des Abends war das Abendessen bei Pizza Hut, einige der Freiwilligen freuten sich, nach Monaten wieder westliches Essen zu bekommen, ich freute mich auch, aber nicht so sehr wie die anderen, da ich in Hyderabad an Pizza und dergleichen keinen Mangel habe.

Am Freitagabend, als unser Programm offiziell beendet war, fragte Kirsten uns, ob wir Lust hätten, uns mit einer ehemaligen weltwärts-Freiwilligen und ihrer indischen Familie zu treffen, die seit einigen Jahren in Coimbatore wohnt und gerade dabei ist, ein Meditationscenter in den Bergen um Coimbatore zu errichten. Marlene und ich sagten sofort zu, da wir beide darauf erpicht sind, so viel wie möglich erleben und mit nach Hause zu nehmen.

Wir quetschten uns also am Abend mit 5 Erwachsenen und 2 Kindern in ein kleines Auto und fuhren in die Berge. Wir staunten nicht schlecht, als wir aus dem Auto stiegen und die Landschaft um uns herum betrachteten. Wir sahen Berge, die Pfade, speziell für Elefanten angelegt, aufwiesen, Pflanzen, die ich noch nie zuvor gesehen hatte und generell eine Aussicht, die wir uns nie erträumt hätten. Die Familie zeigte uns das Gelände und auf Kirstens Frage, ob es hier Schlangen gäbe, bekamen wir die entspannte Antwort „Ja gibt es, aber ich habe bisher noch keine gesehen.“ Diese Antwort ließ mich zunächst etwas schlucken, aber nach dem Hinweis, dass die Schlangen sowieso vor uns wegschlängeln würden, entspannte ich mich und genoss einfach die grüne Umgebung. Wir bekamen einen Kaffee und Snacks gereicht, inzwischen konnte ich auch wieder etwas davon essen und einige Zeit später machten wir uns wieder zurück auf den Weg ins KKID, wo es Zeit wurde, sich zu verabschieden.

Marlene und Hannah fuhren an dem Abend wieder nach Pondicherry, ich würde aber erst am nächsten Morgen nach Hyderabad fliegen, weswegen wir den Abend in einer kleinen Runde aus 5 Freiwilligen und Kirsten verbrachten, einen Film über einen Amerikaner in Indien schauten und gemeinsam die Woche ausklingen ließen.

Mein Heimflug am nächsten Morgen verlief gut, ich hatte nur vergessen, meine Nagelschere aus meinem Mäppchen zu holen und musste sie deswegen am Flughafen zurücklassen. Als ich schließlich nach meiner 2-wöchigen Abwesenheit meine Wohnung betrat, war ich froh, wieder „zuhause“ zu sein.

Donnerstag, 23. November 2017

Meine Woche in Pondicherry

Nachdem ich vom Flughafen abgeholt wurde, fuhren wir zum Büro der NGO. Dort gab es Mittagessen, Marlene und Hannah hatten dankenswerterweise für mich mitgekocht, mir wurden die Mitarbeiter vorgestellt und einige Filme über die NGO gezeigt. Wir machten uns dann auf den Weg zur Wohnung von Marlene und Hannah, ich zu Fuß mit Rucksack, die Mädels mit ihren Fahrrädern, mit denen sie jeden Tag zur Arbeit fahren. In der Wohnung angekommen war ich ziemlich überrascht. Im Gegensatz zu meiner Wohnung wird diese Wohnung nämlich schon seit Jahren von den Freiwilligen der NGO genutzt und sah dementsprechend bewohnt aus. Es gab Bücher, Spiele, DVDs und viel anderes, was zeigt, dass diese Wohnung viel genutzt wird. Nachdem ich mich ein bisschen frisch gemacht hatte, machten wir uns auf den Weg zum Strand.

Dabei habe ich festgestellt, dass Pondicherry und Hyderabad viele Unterscheide aufweisen. Pondicherry war bis 1954 eine französische Kolonie, was sich in der Bauweise vieler Häuser und auch der Anordnung der Straßen zeigt. Die Straßen sind breiter als die in Hyderabad, die Häuser sehen anders aus und es gibt viel mehr Bäume und Sträucher. Auch sind in Pondicherry viel mehr Touristen als in Hyderabad. Marlene und ich haben irgendwann angefangen, zu erraten, aus welchen Ländern die Touristen kommen könnten. Wir verbrachten den Abend am Strand und ich genoss es, das Meer wieder zu sehen und einfach ein bisschen frische Luft schnuppern zu können. Als wir an einem kleinen Straßenstand Snacks und einen Tee holen wollten, fiel uns das Getränk „Masala Milk“ ins Auge. Masala ist eine Gewürzmischung, die in allen möglichen Speisen eingesetzt wird, in Milch konnten wir sie uns aber nicht vorstellen, als wir dann aber mutig waren und probierten, stellten wir fest, dass es, wenn auch ungewohnt, sehr lecker war!
Am Abend setzten wir uns in ein Restaurant, aßen Biriyani und genossen es einfach, uns über alle möglichen Themen auszutauschen.

Am nächsten Tag machten wir einen Field Visit zu einer Fabrik, in der eine Milchspeise hergestellt wird, die für viele indische Süßigkeiten die Basis bildet. Irgendwann wurden wir aufgefordert, es auch mal selbst zu probieren und schließlich stand ich da, eine riesige Kelle in der Hand und rührte in der Milch-Zucker-Mischung umher, bis mir der Mitarbeiter die Kelle schließlich wieder abnahm um es wieder richtig zu machen. Danach ging es weiter in ein Training Center der Organisation, in dem viele Kurse über Hygiene und Sauberkeit gegeben werden, Toilettenbausätze hergestellt und vorgestellt werden, Bananen und Kokosnüsse angebaut werden und der Prototyp für einen Gemüsegarten angelegt wurde, an dem Besuchern der Workshops gezeigt wird, wie sie selbst einen solchen Garten anlegen können. Danach gingen wir zu einem anderen Strand an dem ich meine Füße tief in den Sand eingraben konnte und erneut das Meer und die Ruhe genießen konnte.

An Tag 3 machten wir uns mit dem Bus auf den Weg in das Dorf S.Puddur, in dem eine Außenstelle von REAL ist. Dort sind wir vormittags in die Schule gegangen, haben mit den Kindern ein bisschen englisch geübt und sind abends zu einem Kinderheim gegangen, wo wir mit den Kindern Spiele gespielt und Lieder gesungen haben. Leider wurde ich dort von oben bis unten von Moskitos zerstochen, weswegen ich es kaum abwarten konnte, wieder in das Büro und damit unser Schlafzimmer zu kommen.

Am nächsten Morgen mussten wir früh aufstehen, um das Frühstück zuzubereiten, was aus Dosa, eine Art Reispfannkuchen, und einem Chutney bestand. Dann ging es wieder in die Schule und am Abend wieder zu dem Kinderheim, diesmal war ich so schlau und cremte mich vorher dick mit Mückenschutzmittel ein, ein paar Stiche bekam ich zwar trotzdem ab, aber lange nicht so viele wie am Abend zuvor.

Samstags wurden wir morgens mit zu einem Field Visit genommen, bei dem uns Reisfelder gezeigt wurden, die von REAL gesponsert und den dortigen Farmern zur Verfügung gestellt werden. Da Reis sehr viel Wasser zum Wachsen braucht ist es teilweise sehr schwer, ihn anzubauen, wenn keine Bewässerung zur Verfügung steht, dafür sorgt REAL aber bei den Projekten. Wir schauten uns also die Reisfelder mit verschiedenen Reissorten und Erntezeiten an als auf einmal unser Fahrer mit einem Krebs in der Hand auf uns zukam und sich herzlich über unsere etwas erschrockene Reaktion amüsierte. Wir fuhren weiter und uns wurde noch eine Guaven Farm und ein Kompostprojekt gezeigt. Als Marlene und ich ein Kalb erblickten und entzückt quietschten, schlug uns der eine Bewohner des Dorfes vor, die Kühe zu streicheln und füttern, was wir dankend annahmen. Danach führen wir wieder zurück in das Büro, packten unsere Sachen und fuhren mit dem Bus wieder zurück nach Pondicherry. Dort gingen wir ein bisschen shoppen und abends Pizza essen.


Am nächsten Tag hieß es wieder packen, weil es am Abend für uns drei nach Coimbatore zu unserem Zwischenseminar gehen würde. Wir aßen zu Mittag und gingen den Tag ruhig an und machten uns dann am Abend auf den Weg zum Busbahnhof, von wo aus wir mit einem Schlafbus nach Coimbatore fahren würden. Über dieses Abenteuer berichte ich dann in meinem nächsten Blogartikel.

Mit Marlene am Strand

Inter Project Visit – Der Weg nach Pondicherry

Als Melanie wieder nach Deutschland geflogen ist, meinte unsere indische Koordinatorin, dass ich auf keinen Fall für einen langen Zeitraum alleine bleiben soll und schlug mir deswegen vor, ein anderes Projekt mit Freiwilligen der KKS zu besuchen. Dieser Inter Project Visit wurde die letzten Jahre immer durchgeführt, allerdings wurde er dieses Jahr ausgesetzt, weil wir über ganz Indien verteilt sind und die Strecken zwischen den Projekten zu lang sind, um sich gegenseitig zu besuchen. Als es mir dann aber vorgeschlagen wurde, nahm ich es gerne an und wusste auch schon direkt, dass ich das Projekt von Marlene und Hannah besuchen würde, weil ich mich mit Marlene in den Vorbereitungsseminaren sehr gut angefreundet hatte und wir auch über WhatsApp viel Kontakt haben.

Meine Organisation sprach den Besuch dann mit REAL, der Organisation von Hannah und Marlene ab und knapp einen Monat, nachdem es geplant wurde, machte ich mich am 7.11. auf den Weg nach Pondicherry, eine Stadt an der Küste Indiens im Bundesstaat Tamil Nadu. 

Allein die Hinreise war für mich ein eigenes kleines Abenteuer, da ich in meinem Leben noch nicht viel geflogen bin und alleine schon gar nicht. Als ich mit dem Taxi, meinen Tickets und meinem großen Reiserucksack am Flughafen ankam, war ich dementsprechend aufgeregt. Ich stellte mich in die Schlange am Eingang des Flughafens, wo man sein Ticket und seinen Reisepass vorzeigen muss. Und da kam schon die erste Hürde auf mich zu. Das Reisebüro hatte nämlich meine beiden Vornamen und meinen Nachnamen ziemlich durcheinandergeworfen und auf einmal hieß ich nicht mehr Viola Clementine Daub, sondern Violadaub Clementine. Der Security-Mensch blickte auf mein Ticket, meinen Reisepass, wieder auf das Ticket, den Reisepass und schließlich in mein – hoffentlich – zuversichtliches Gesicht und ließ mich schließlich durch. Hürde Nummer 1 war also geschafft. Nun ging es weiter zur Gepäckabgabe, Hürde Nummer 2, ich hatte nämlich keine Ahnung, wie schwer mein Rucksack war und ich hatte insgesamt 15 Kilogramm zur Verfügung. Als ich mein Gepäck aber auf das Laufband legte und die Waage 9 Kilo anzeigte, fiel ein weiterer Stein von meinem Herzen. Die Mitarbeiterin der Airline drückte mir mein Ticket in die Hand und lächelte mich freundlich an. Ich machte mich als weiter auf den Weg zur Hürde 3, Sicherheitskontrolle. Ich stellte mich in der Reihe für „Ladies“ an und als ich an der Reihe war, gab ich brav meine Trinkflasche ab, legte mein Notebook und meine restliche Elektronik neben meinen Rucksack in eine Schale, wurde in einer kleinen Kabine kurz aber gründlich überprüft, nahm meinen Rucksack und meinen anderen Kram wieder in Empfang und machte mich, glücklich dass ich auch diese Hürde hinter mich gebracht hatte, auf den Weg in den Flughafenbereich.
Dort angekommen suchte ich zunächst nach einem „westlichen“ Frühstück, das indische Frühstück ist nämlich sehr würzig und fettig, was ich nicht mag. Ich fand schließlich eine Bäckerei, holte mir ein Käsesandwich und einen Kaffee und setzte mich an einen Tisch. Als ich mich umschaute, stellte ich fest, dass ich nicht die einzige war, die das westliche Frühstück bevorzugt, um mich herum saßen nämlich fast nur Europäer, zumindest sahen sie so aus. An meinem Nachbartisch saß eine Gruppe von drei Schweizer Geschäftsmännern, die mich genauso interessiert beäugten wie ich sie. Nachdem ich fertig gefrühstückt hatte, schaute ich mich ein bisschen im Flughafen um und suchte nach einem Elektronikgeschäft, meine Freundin aus Pondicherry hatte mich nämlich gebeten, ihr eine Powerbank mitzubringen. Gesagt, getan und als ich schließlich auf die Uhr schaute, bemerkte ich, dass es Zeit für mich war, mich auf den Weg zu meinem Gate zu machen. Als ich nach ein paar verwirrten Minuten schließlich das Gate fand, setzte ich mich dort hin und verbrachte meine Zeit damit, den Blogartikel über die Paigah Tombs zu schreiben und hochzuladen. Als es Zeit fürs Boarding wurde, packte ich meine Sachen wieder zusammen und stellte mich in die Schlange. Ich zeigte mein Ticket vor, stieg in den Bus, der uns zum Flugzeug bringen würde, stieg ins Flugzeug und setzte mich an meinen „Fenster“platz. Mein Sitz war nur leider genau zwischen zwei Fenstern, was hieß, dass ich mich verrenken musste, um aus dem Fenster schauen zu können aber wenn das das einzige Problem an der Reise sein sollte, fand ich mich damit ab und wartete gespannt darauf, dass es losging.

Als wir schließlich abhoben, wusste ich meinen Platz immer mehr zu schätzen, ich saß nämlich direkt unter den Tragflächen und konnte deswegen beobachten, wie sich die Räder beim Anlauf nehmen schneller und schneller drehten, einzogen und bei der Landung wieder ausgeklappt wurden und das Flugzeug sicher am Boden ankommen ließen. Diesen Vorgang sah ich nämlich zum ersten Mal aus nächster Nähe und er beeindruckte mich nicht wenig. In Pondicherry gelandet liefen wir alle vom Flugzeug in den kleinen Flughafen, ich nahm meinen Rucksack entgegen und bemerkte, dass dieser einen zwar angenehmen aber unglaublich intensiven Geruch ausströmte. Ich musste feststellen, dass mein Parfüm ausgelaufen war, was aber halb so schlimm war, weil es sowieso schon fast leer war. Nun stand ich da, mit meinen beiden wohlriechenden Rucksäcken und blickte mich um, ob ich irgendwo die beiden Mädels und ihre Mentorin erblicken würde, die mich vom Flughafen abholen wollten. Ich sah sie zwar nicht, mich rief Marlene dann aber an und sagte mir, dass sie gleich da sein würden, weswegen ich mich ans Ausgangstor stellte und wenige Minuten später von ihnen eigesammelt wurde. Was wir in dieser Woche alles erlebt haben, findet ihr in diesem Blogartikel.


Montag, 6. November 2017

Mein Besuch in den Paigah Tombs

Am 14.10. besuchte ich gemeinsam mit einem luxembourgischen Studenten, den ich über einige Ecken kennengelernt hatte und zwei indischen Freunden von ihm die Paigah Tombs. Die Paigah Familie ist ein Adelsgeschlecht, dass seit Jahrhunderten in Hyderabad hohe Positionen, vor allem in Gerichten besetzt. Die Paigah Tombs sind daher pompöse Grabstätten, in denen verstorbene Familienmitglieder seit Jahrhunderten beigesetzt werden.

Als Serge, der Student, mich fragte, ob ich mit ihm dort hingehen will, schaute ich mir die Bilder dazu in Google an und sagte sofort zu! Die drei hatten geplant, dort Photos zu machen, ich wollte mir das ganze einfach nur anschauen und einen schönen Samstag haben. Dort angekommen konnte ich meinen Augen kaum trauen. So verfallen die Gräber und Mausoleen auch waren, sie waren dennoch wunderschön. Die Gräber der Familie reihten sich zwar aneinander, dennoch hatte es nichts erschreckendes oder gruseliges, es war einfach ein besinnlicher, schöner Ort. Wir schauten uns ein wenig um und Serge übersetzte mir die Grabinschriften, die auf Urdu verfasst und deswegen für mich unentzifferbar waren. In den Paigah Tombs befinden sich verschiedene Mausoleen für die einzelnen Generationen und jedes Mausoleum ist auf seine Art verziert. Das eine hat filigran geschnitzte Türen und Fenster, in einem anderen sind die Wände wunderschön bemalt und mit Handabdrücken verziert, in wieder einem anderen sind die Wände wabenartig aufgebaut und sorgen für Schattenspiele. Jegliche Verzierungen zeigen verschiedene Epochen der muslimischen Kunst und es ist faszinierend, was Serge, der in Indien ist, um die Religionen dort zu studieren, mir über die Gräber erzählen kann.
Auf dem ganzen Gelände laufen Ziege und Hühner frei herum, niemand stört sich an ihnen und sie scheinen sich wohlzufühlen. Während die Jungs ihre Photos machen, schaue ich mich auf dem Gelände um und werde dabei auch zum Photomotiv. Das wohl beeindruckenste auf dem Gelände ist die riesige Moschee, die an dem Tag leider geschlossen ist, von vielen Moslems aber oft besucht wird.


Als die Gräber schließen, machen wir uns auf dem Weg zu einem kleinen Restaurant, wo wir einen Chai trinken und die Bilder betrachten. Auf dem Weg zu dem Restaurant, in dem wir zu Abend essen wollen, überreden die Jungs mich noch dazu, ein typisch indisches Eis zu probieren und ich muss zugeben, dass dieses Eis wirklich sehr lecker ist. In dem kleinen Restaurant angekommen, über das die drei schon den ganzen Weg geschwärmt haben, bestellen wir uns Naan, eine Art Fladenbrot, und verschiedene Currys. Es ist so unverschämt lecker, dass ich mir richtig den Bauch vollschlage und mich danach so fühle, als ob ich für den Rest der Woche nichts mehr essen müsste. Trotzdem machen wir uns wieder auf den Weg, weil die Jungs der Meinung sind, dass ich unbedingt noch einen Zitronentee trinken müsste. Gesagt, getrunken und nicht bereut mache ich mich schließlich satt und zufrieden auf den Heimweg und lege mich glücklich über den schönen Tag schlafen.