Sonntag, 20. August 2017

Was Benzin mit einem Gefängnis zu tun hat - Teil 2

Noch immer saßen wir in einem kleinen Raum der Tankstelle. Als ein großer weißer Wagen vorfuhr, sprangen die drei Inderinnen, die mit uns im Raum waren, plötzlich auf. „Are we leaving?“, fragte ich meine Mentorin verwirrt. Sie schüttelte nur den Kopf und gab uns zu verstehen, dass wir auch aufstehen sollten. Kurz darauf schritt eine selbstbewusste Frau in Polizeiuniform in den Raum. Die Chefin des Frauengefängnisses höchstpersönlich. Sie begrüßte uns mit Händedruck - nicht mit dem traditionellen Indischen Gruß mit gefalteten Händen – und entschuldigte sich, dass wir das Gefängnisgelände nicht von Innen besuchen durften. Das war nicht ihre Entscheidung, sondern lag daran, dass es in unserem Bundestaat ein Gesetz gibt, dass es Ausländern verbietet, ein Gefängnis zu betreten, insofern sie nicht unendlich viele Papiere ausgefüllt haben und einen zwingenden Grund dafür haben. Sie nahm sich dennoch extra für uns Zeit um uns von ihrer Einrichtung zu erzählen. Sie erklärte uns, dass sie möchte, dass die Frauen das Gefängnis als bessere Personen verlassen und dass Resozialisierung an erster Stelle steht. In dem Gefängnis gehe es nicht darum, die Frauen zu bestrafen, sondern ihnen Möglichkeiten aufzuzeigen, ein Leben ohne Kriminalität zu führen. So gibt es Unterricht und die Möglichkeit, einen Schulabschluss nachzuholen. Außerdem können sich die Inhaftierten dazu entscheiden, Fähigkeiten wie Nähen zu erlernen, um später damit etwas Geld verdienen zu können. Auf dem Gelände werden Bäume und Blumen gepflanzt und es gibt ein kulturelles Programm. Seit zwei Jahren arbeitet auch unsere NGO mit dem Gefängnis zusammen und sorgt sich um die psychologische Betreuung der Insassinnen und um die Gesprächen mit den Familien. Für mich klingt das Konzept durchdacht. Die Frauen, die eigentlich Opfer waren und doch Täter wurden, bekommen eine zweite Chance und auch ihr Umfeld wird für die Problematik sensibilisiert. 

1 Kommentar:

  1. Das hört sich total gut und interessant an! Waren bestimmt tolle Gespräche mit den Frauen! :)

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